Full Circle

Die Schwammmosaike markieren einen deutlichen Kontrast zu seinen Action Paintings. Formal streng limitiert auf wenige Quadratzentimeter, ähnelt die Komposition seiner leuchtenden Mosaike einem Puzzle, dessen Ganzes der Puzzlespieler nicht kennt. Doch die Mosaike sind nicht nur eine Fokussierung auf das Formale, auf die pure Abstraktion, sondern auch eine spannende Verbindung zwischen traditioneller Handwerkskunst aus seiner Heimat und dem konstruktivistischen Erbe der modernen westlichen Kunst. Wie ein Negativ der vorhergehenden Schaffensperiode findet Al Salih über die Zuwendung zur Tradition einen ganz neuen Ansatz diese zu interpretieren und sich auszudrücken.

"Grand Canyon", 2018, Acryl, Harz auf Topfreiniger im Messingrahmen, 120x150x5 cm

Während sich die Auseinandersetzung mit seinen Wurzeln also in frühen Arbeiten höchstens subtil ankündigt, nimmt Fahars Herkunft in den jüngsten Arbeiten eine zentrale Rolle ein. So sind die Fotografien mit denen er seine Heimat, seine Familie dokumentiert, sehr zurückhaltend. Fast schüchtern, wie sie nicht ganz draufhalten, nicht ganz preisgeben. Und doch sind sie sehr klar. Es sind Alltagsszenen und Momentaufnahmen. Ein Blick auf den Irak, der selten in den Westen durchdringt. Einer, der Normalität zeigt, und Menschlichkeit. Während das Acrylglas und die Messingplatten zunächst kontrastierend bis dekorativ wirken, so verkörpern sie eine ganz wesentliche Ebene, die ironischerweise viel zu oft unsichtbar scheint: die eingeschränkte Sicht.

Nicht so bei seinen Schwammskulpturen, die von allen Seiten zu betrachten sind. Schmerzhaft klein stehen sie da. Und stehen für etwas, das der Verstand jeden Tag verarbeitet aber nicht begreifen kann. An den Seiten sieht man, wie an den zerstörten Häusern der Kriegskulissen des Nahen Ostens, noch Überreste von Ikonen und Werbefiguren, die ganz stoisch, komme was wolle, ihre Botschaften verkünden. Kauft dieses, schaut jenes… Profane Normalität.

Und paradoxerweise ist es genau das, was diese Arbeiten nicht zum zynischen Zeigefinger erhebt. Sie verkörpern genau wie ihre Zerstörung, auch die Hoffnung auf Normalität und werden damit zum Sinnbild einer kulturellen und politischen Spaltung. Einer Paradoxie, wie nur der Krieg sie hervorbringt.

l. u. r. "Untitled", 2018, Skulptur aus Holzstehle (betonoptik), Acryl, Collage und Harz auf Autowaschschwamm, Fotografie je Auflage von 12

"House On The Beach", 2018, Acryl, Harz auf Leinwand und Topfreiniger im Aluminiumrahmen